Damit Sport nicht tödlich endet
Um dem plötzlichen Herztod vorzubeugen, gehört ein regelmäßiger Fitness-Check zur Pflichtaufgabe für Trainierte und Wiedereinsteiger.
Deutschlandweit sterben jährlich etwa 900 Sportler an einem durch Sport ausgelösten plötzlichen Herztod (PHT). Ursächlich ist jedoch nicht der Sport, sondern meistens eine unerkannte Herzerkrankung wie ein Kammerflimmern oder eine andere sogenannte schnelle Herzrhythmusstörung: Der Herzmuskel zieht sich nicht mehr synchron zusammen, sondern zuckt nur noch unkoordiniert. Ohne Pumpleistung bricht schnell der Blutkreislauf zusammen. Das Gehirn wird nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Innerhalb von Sekunden tritt Bewusstlosigkeit ein – und ohne Gegenmaßnahmen schnell der Tod.
Das Risiko für einen plötzlichen Herztod ist unter Männern und Frauen ungleich verteilt. Rund 90 Prozent aller Betroffenen sind Männer. Vor allem trifft es die 40- bis 50-Jährigen, denn bei ihnen tritt viel häufiger eine Verkalkung der Herzkranzgefäße auf. Gleichzeitig sind sie sportlich noch sehr aktiv.
Dr. Reinhold Lunow ist Facharzt für innere Medizin und ärztlicher Leiter der Praxisklinik Bornheim zwischen Köln und Bonn. „Vor allem Freizeitsportler mit schlechtem Trainingszustand sind stärker gefährdet. Sie sollten ihren Einstieg in den Sport langsam angehen und sich zuvor sportmedizinisch untersuchen und beraten lassen“, rät der Fachmann für Vorsorge und Diagnose.
Herzrhythmusstörungen bei jüngeren Sportlern meist genetisch bedingt
Bei jungen Sportlern ist die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) die häufigste Ursache für einen tödlichen Kollaps. Bei ihnen hat sich der Herzmuskel aufgrund der sportlichen Belastung im Laufe der Zeit vergrößert; es handelt sich um einen physiologischen Anpassungsprozess an intensive Trainingsleistungen. Gefährlich wird es, wenn sich die Scheidewand zwischen linker und rechter Herzkammer (Ventrikelseptum) asymmetrisch verdickt. Dann wird der Blutfluss aus der linken Herzkammer in die Hauptschlagader (Aorta) beeinträchtigt, was bei hoher körperlicher Belastung tödliche Folgen haben kann.
„Das unregelmäßige Wachstum des Herzmuskels ist dabei nicht das Resultat falschen Trainings, sondern bereits genetisch bedingt“, erklärt Dr. Lunow. „Da im normalen Alltag aber meist keinerlei Beschwerden auftreten, bleibt diese Herzerkrankung oft lange Zeit unerkannt.“
Zweiter Risikofaktor ist eine entzündliche Erkrankung des Herzmuskels (Myokarditis), ausgelöst meist durch Viren, manchmal auch durch Bakterien. Sie tritt zeitlich versetzt zu einer infektiösen Erkrankung auf und sorgt ebenfalls für gefährliche Herzrhythmusstörungen.
Älteren Sportlern macht KHK Probleme
Ab dem 35. Lebensjahr gehen schnelle Rhythmusstörungen und die daraus folgenden Todesfälle im Sport mit Abstand am häufigsten auf eine koronare Herzkrankheit (KHK) zurück. Durchblutungsstörungen durch Arteriosklerose in den Herzkranzgefäßen beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit des Herzens. „Mit regelmäßigen kardiologischen Vorsorgeuntersuchungen können wir auch solche unbemerkten, im Alltag oft völlig beschwerdefreien Herzerkrankungen aufspüren. Mit unserem speziellen Fitness Check-up lassen sich ernste Zwischenfälle beim Sport verhindern, die zu Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder plötzlichem Herztod führen“, sagt Dr. Lunow.
Trotz des gesteigerten Risikos sollte man aber nicht auf regelmäßigen Sport verzichten. Schließlich zählt er zu den besten Möglichkeiten, etwa einer KHK entgegenzuwirken. Um dem plötzlichen Herztod aus dem Weg zu gehen, empfiehlt Dr. Lunow, ein paar einfache Regeln einzuhalten.
Tipps für gesunden Sport
„Vor allem Wiedereinsteiger, die zuletzt nur wenig Sport getrieben haben, sollten sich vor der ersten sportlichen Betätigung medizinisch durchchecken lassen“, empfiehlt der Internist. „Dies gilt gleichermaßen für junge Sportler, um erblich bedingte Herzkrankheiten auszuschließen, falls es in der Familie bereits einen plötzlichen Herztod gegeben hat. Ebenso sollte man Krankheiten, vor allem Infekte, vor dem Sport vollständig auskurieren, um Folgeschäden am Herzen zu vermeiden. Einen erhöhten Ruhepuls nach einem Infekt muss man ärztlich abklären lassen.“
Gibt der Arzt sein Okay, sollte man anfangs die Belastung nur langsam steigern. Generell gilt: Keinen übermäßigen Ehrgeiz an den Tag legen, um Überlastungen des Herzens zu vermeiden. Auch sollte man die für sich passende Sportart wählen. „Je höher das Alter, desto ungünstiger können sich z. B. Ballsportarten wie Fußball oder Handball mit ihren Spitzenbelastungen auf Herz und Kreislauf auswirken. Empfehlenswert sind moderat betriebene Ausdauersportarten wie Walken, Joggen, Schwimmen oder Rad fahren“, so Dr. Lunow.
Zu einem gesunden Sport gehört auch, eventuelle Warnzeichen ernst zu nehmen. Verspürt man im Brustkorb plötzlich Druck, Enge oder Schmerzen, sollte das unbedingt und am besten sofort ärztlich abgeklärt werden. „Halten solche Beschwerden über Minuten an, sollte man den Notarzt über den Notruf 112 alarmieren. Einfach weiter zu trainieren, kann tödlich sein“, warnt Dr. Lunow.
Weitere Alarmzeichen sind kurze Schwindelattacken, Ohnmachtsgefühle oder Herzstolpern. Auch Herzrasen bzw. im Vergleich zu früheren Belastungen ungewöhnlich hohe Pulsanstiege muss man ernst nehmen. Ebenso kann ein verlangsamter Pulsabfall nach der Belastung auf gefährliche Herzprobleme hinweisen.
Für die Vorsorge rät Dr. Lunow zu einer erweiterten Diagnostik. „Früher galt ein EKG als ausreichende Vorsorgemaßnahme. Heute sollte neben einem Ruhe- und einem Belastungs-EKG immer auch eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens, eine sogenannte Echokardiografie, durchgeführt werden. Diese ist völlig schmerzfrei und ohne Strahlenbelastung. Damit können wir sofort krankhafte Veränderungen am Herzen und Störungen im Blutstrom erkennen und individuelle Ratschläge für gesunden Sport geben.“
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