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Bluthochdruck: Nicht erst auf Warnsignale warten

Erstellt am Mittwoch, 12 September 2012. Kategorie/n: Kardiologie / Herz- Kreislauf Erkrankungen, Bluthochdruck (Hypertonie)

Bluthochdruck ist die häufigste Erkrankung in Deutschland

Bluthochdruck: Nicht erst auf Warnsignale warten

Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter zu hohem Bluthochdruck: Nach Schätzungen der Deutschen Hochdruckliga (DHL) sind inzwischen rund 20 Millionen Deutsche daran erkrankt. Zieht man die Blutdruckwerte der über 55-Jährigen heran, ist bundesweit durchschnittlich jeder Zweite vom Hochdruck betroffen. Das Risiko steigt mit wachsendem Lebensalter an. Aber Bluthochdruck kann bereits bei jungen Menschen auftreten. Durch Übergewicht und Bewegungsmangel nimmt auch die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen in den letzten Jahren stetig zu.

Der Blutdruck bezeichnet den Druck, der im Inneren der Gefäße herrscht. Er ist für den menschlichen Kreislauf lebenswichtig: Angetrieben durch die Pumpleistung des Herzens, fließt ständig Blut durch unsere Gefäße. Neben anderen Inhaltsstoffen transportiert das Blut vor allem Sauerstoff und Nährstoffe zur Versorgung der Zellen im Körper.

 

Aber der Blutstrom ist nicht gleichmäßig, sondern das Blut wird stoßweise - mit jedem Herzschlag - durch den Körper gepumpt. Um in alle Gefäße samt ihrer kleinsten Verästelungen, die Kapillaren, zu gelangen, benötigt das Blut einen gewissen Druck.

Blutdruck ändert sich unter Belastung

Der Blutdruck ist individuell und situationsbedingt unterschiedlich. Steigt zum Beispiel die körperliche Belastung, wird die Druck- und Pumpleistung des Herzens entsprechend angepasst: Mehr Blut wird in derselben Zeit zu den beanspruchten Organen oder Körperbereiche gepumpt als im Ruhezustand. Dazu wird ein höherer Druck benötigt. Endet die Belastung, sinkt der Blutdruck wieder.

Ein Blutdruck von 120/80 mmHg in nicht-belastetem Zustand gilt als optimal. Der erste (obere) Wert bezeichnet den systolischen Blutdruck, also den Druck in den Arterien, wenn das Herz sich zusammenzieht und Blut in die Gefäße pumpt. Der zweite (untere) Wert ist der diastolische Druck in der Entspannungsphase des Herzens, wenn sich die Kammern wieder mit Blut füllen. Sinkt der Blutdruck dauerhaft nicht mehr unter einen Wert von systolisch 140 und diastolisch 90 mmHg, spricht man von einer arteriellen Hypertonie.

Bei unklaren Anzeichen hilft ärztliche Diagnose

In den allermeisten Fällen ist eine organische Ursache nicht erkennbar. Viele der Betroffenen merken gar nicht, dass bei ihnen ein Bluthochdruck vorliegt. „Das Beschwerdebild einer Hypertonie ist häufig uncharakteristisch. Ein- und Durchschlafstörungen, eine leichte Erregbarkeit und innere Unruhe können Anzeichen eines erhöhten Blutdruckes sein. Ohrensausen bzw. Ohrgeräusche sind ebenfalls mögliche Warnhinweise“, erklärt Dr. Reinhold Lunow, Internist und ärztlicher Leiter der Praxisklinik Bornheim.

Weitere mögliche Anzeichen sind Kopfschmerzen oder Schwindelgefühle unter psychischer oder körperlicher Belastung. Bei Frauen können Symptome eines Bluthochdrucks wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen den Wechseljahresbeschwerden ähneln. Bei Männern im mittleren Alter kann sich ein unbehandelter Bluthochdruck in Potenzproblemen äußern.

Bluthochdruck begünstigt Herzinfarkt und Schlaganfall

Erhöhte Blutdruckwerte werden oft im Rahmen anderweitiger Untersuchungen festgestellt. Dabei ist eine frühzeitige Behandlung besonders wichtig, denn jede lang anhaltende und schlecht medikamentös eingestellte Hypertonie kann zu erheblichen Folgeschäden und Komplikationen führen: Es drohen Schäden an lebenswichtigen Organen wie Herz, Gehirn, Nieren und Augen. Herzinfarkt, Herzleistungsschwäche (Herzinsuffizienz), Schlaganfall, Nierenschwäche oder Einbußen des Sehvermögens zählen zu den möglichen Folgen.

Auch die Blutgefäße selbst werden geschädigt, denn der chronisch erhöhte Druck fördert die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Die arteriosklerotische Schädigung der Herzkranzgefäße (Koronarsklerose) zieht oft eine koronare Herzkrankheit (KHK) mit schmerzhafter Brustenge (Angina pectoris) oder gar einen Herzinfarkt nach sich. Außerdem ist Bluthochdruck der wichtigste Risikofaktor für den Schlaganfall. Das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, ist für Hochdruck-Patienten gegenüber Menschen mit normalem Blutdruck um das Drei- bis Vierfache erhöht.

Entscheidend ist, ob der hohe Blutdruck schon Schäden verursacht hat. Wichtige Untersuchungen sind ein Farbdoppler – Ultraschall der Gefäße, um z.B. Verkalkungen an den Halsschlagadern, oder ein Aneurysma der Bauchaorta frühzeitig diagnostizieren zu können.

Auch eine Echokardiographie zur Beurteilung der Herzwanddicke und zur Kontrolle der Herzfunktion ist sinnvoll um eine Muskulaturverdickung (Myokardhypertrophie) bzw. Herzschwäche (Herzinsuffizienz) rechtzeitig zu erfassen.

Frühzeitige Behandlung vermeidet Folgeschäden

„Nicht erst, wenn Warnzeichen auftreten, sollten Sie einen Internisten aufsuchen. Je früher man eine Hypertonie behandelt, desto weniger Schäden kann sie anrichten. Auch ohne Alarmsignale sollte der Blutdruck regelmäßig im Rahmen eines umfassenden Gesundheits-Checks kontrolliert werden“, empfiehlt Dr. Lunow. Dabei kommen auch die individuellen Lebensgewohnheiten auf den Prüfstand. Denn eine richtige Ernährung, ausreichend Bewegung und der Abbau von Stress helfen, den Blutdruck zu senken. „Darüber hinaus gibt es heutzutage eine Vielfalt äußerst wirksamer Medikamente zur Senkung des Blutdrucks und damit zur Reduzierung möglicher gesundheitlicher Folgen“, weiß Dr. Lunow. „Bei Patienten mit Vorerkrankungen wie Diabetes etwa steigert Bluthochdruck das Risiko für einen Infarkt dramatisch. Hier ist eine gute Blutdruckeinstellung dringend angeraten.“

Die medikamentöse Einstellung kann einige Tage dauern. Manche Patienten haben anfangs mit Schwindel zu kämpfen. „Der Körper ist den hohen Blutdruck gewöhnt und muss sich anpassen“, so Dr. Lunow. „Patienten sollten daher Geduld haben und keinesfalls die Medikamente ohne Rücksprache absetzen. Bei Unsicherheiten sollten Betroffene immer ihren behandelnden Arzt kontaktieren.“

 
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