Damit sich aus Heuschnupfen nicht Asthma entwickelt
Pollenzeit ist Heuschnupfenzeit. Allergiker sollten frühzeitig mit der Behandlung beginnen, um ein Übergreifen auf Bronchien und Lunge zu vermeiden.
Mit steigenden Temperaturen steigt auch der Pollenanteil von windbestäubenden Gräsern und Bäumen in der Luft. Immer mehr Menschen reagieren zunehmend überempfindlich gegen Pollen, die saisonal oder inzwischen oft auch ganzjährig auftreten.
Viele leiden unter Entzündungen der oberen Atemwege. Was zunächst mit einem leichten Jucken in Nase und Augen beginnt, entwickelt sich zu einem allergischen Schnupfen (allergische Rhinitis), im Volksmund Heuschnupfen genannt. Bleibt der Heuschnupfen unbehandelt, kann sich daraus nach wenigen Jahren plötzlich ein Asthma bronchiale entwickeln.
Eigentlich stellen Pollen keine Bedrohung für unseren Körper dar. Ist dieser jedoch sensibilisiert gegen Blütenstaub, produziert das Immunsystem bestimmte Antikörper (IgE), die sich gegen dieses Allergen richten.
Beim Heuschnupfen setzen sich vernetzte IgE-Antikörper auf Immunzellen in der Nasenschleimhaut fest. Es kommt zu einer Entzündungsreaktion, bei der Histamin, Tryptase, Leukotriene und Prostaglandine ausgeschüttet werden.
Diese Entzündungsstoffe führen zu einer Weitstellung der Blutgefäße, vermehrter Produktion von Nasensekret und Reizung der feinen Nervenfasern in der Schleimhaut. Die Nase schwillt zu, Juckreiz und Rötung stellen sich ein. Oft sind auch Mund- und Rachenraum, Nebenhöhlen (Sinusitis) und die Bindehaut der Augen (Konjunktivitis) betroffen.
Heuschnupfen schränkt die Lebensqualität ein
Heuschnupfen-Beschwerden sind für manche Betroffene nur lästig und klingen nach der Pollenzeit rasch ab. „Für andere hingegen ist die Lebensqualität stark beeinträchtigt: Schlechter Schlaf, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Höreinschränkungen und grippeähnliche Beschwerden verstärken sich bei ihnen zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl mit Schwäche, Müdigkeit und Abgeschlagenheit“, berichtet der Internist Dr. Reinhold Lunow.
Ohne Behandlung kann sich der Entzündungsprozess fortsetzen. Weitere Immunzellen setzen Abwehrstoffe in der Nasenschleimhaut frei, die ihrerseits zum Untergang von Zellen führen.
Es entstehen Mikro-Narben in der Schleimhaut, die sich auf Dauer strukturell verändert: Flimmerhärchen gehen verloren, ebenso die Schleimhaut-Drüsen. Die Atemluft wird nun auf ihrem Weg durch die Nase nicht mehr gefiltert, angewärmt und befeuchtet.
Damit ist der Weg frei für zahlreiche Schadstoffe, sich mit der Atemluft in Bronchien und Lunge auszubreiten. „Mediziner sprechen hier von einem sogenannten Etagenwechsel: Aus dem Heuschnupfen der oberen Atemwege entwickelt sich ein Asthma bronchiale in den unteren Atemwegen. Und Asthma ist weiterhin eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist“, erklärt der ärztliche Leiter der Praxisklinik Bornheim Swisttal nahe Köln und Bonn.
Heuschnupfen so früh wie möglich behandeln
Beim allergischen Asthma führt der Kontakt mit Allergenen (Blütenpollen, aber auch Tierhaare) zu einer heftigen Reaktion: Die Atemmuskulatur verkrampft, die Schleimhäute der Bronchien produzieren vermehrt Schleim, der seinerseits die Atemwege verengt. Wer einen Asthmaanfall erleidet, hat massive Atemnot, wobei v. a. das Ausatmen erschwert ist.
Um eine schwerwiegende chronische Erkrankung wie das allergische Asthma zu vermeiden, sollte man also frühzeitig den Heuschnupfen behandeln.
Grundsätzlich gilt es, das auslösende Allergen zu meiden. Da dies bei Pollen in der Atemluft grundsätzlich schwierig ist, empfehlen sich frühzeitig akut und hochwirksame entzündungshemmende Medikamente. Daran anschließend ist ggf. eine spezifische Immuntherapie sinnvoll, um das Allergen eindeutig zu identifizieren und die allergische Reaktion langfristig auszuschalten.
Basis der Therapie ist die genaue Anamnese über Auftreten und Ausmaß der allergischen Beschwerden. Zur Behandlung eignen sich abschwellende Nasentropfen oder Nasensprays (Dekongestiva). Sie wirken rein symptomatisch und verschaffen schnell Erleichterung. Allerdings schädigen auch sie auf Dauer die Nasenschleimhaut und sollten daher nur wenige Tage angewendet werden.
Antihistaminika schwächen die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Histamin ab bzw. heben sie ganz auf. Sie können örtlich in Nase bzw. Augen verabreicht werden oder stehen als Tabletten, Tropfen und Saft für den systemischen Einsatz zur Verfügung.
Heuschnupfen-Therapie mit klassischen und natürlichen Verfahren
Im Notfall können auch Glukokortikosteroide (GKS) angezeigt sein. Im Gegensatz zu den Antihistaminika helfen sie gegen die Verstopfung der Nase und können ebenfalls topisch, also dort, wo sie wirken sollen, eingesetzt werden. Da sie jedoch nicht gegen eine Bindehautentzündung wirksam sind, ist hier wiederum die Kombination mit einem Antihistaminikum sinnvoll. Systemische Cortison-Präparate können v. a. zu Beginn der Therapie sinnvoll sein, sollten aber nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden, um schwere Nebenwirkungen wie Diabetes mellitus oder Osteoporose zu vermeiden.
„Vor dem Einsatz von Cortison sollte ein Gesundheitscheck durchgeführt werden“, sagt Dr. Lunow. „Neben solchen schulmedizinischen Maßnahmen haben sich in der Praxis auch Naturheilverfahren gegen Allergien als erfolgreich erwiesen.“ Weitere Informationen zu Vor- und Nachteilen dieser vielseitigen Behandlungsmethoden, wie z.B. die mikrobiologische Therapie (Symbioselenkung) oder der Behandlung mit Vitalstoffen (orthomolekulare Therapie) teilen wir Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch mit.
Eine spezifische Immuntherapie mit Allergenen (Hyposensibilisierung, SIT) zielt auch die Ursache der Allergie.
Dazu werden in zunehmenden zeitlichen Abständen steigende Dosen des jeweiligen Allergens unter die Haut gespritzt. Das Ziel: Die Gewöhnung an das Allergen, um eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf das Allergen zu unterbinden. Die Behandlung dauert bis zu drei Jahre. Bei vier von fünf Allergikern ist diese Therapie erfolgreich. Am wirksamsten ist sie bei Kindern und Jugendlichen, bei Erwachsenen in den ersten Jahren nach Auftreten der Allergie.
„Entscheidend ist die rechtzeitige zielgerichtete Behandlung. Wer unter allergischer Rhinitis leidet, sollte früh ärztlichen Rat einholen, um eine Asthmaerkrankung zu vermeiden“, rät Dr. Lunow.
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