Gerinnungshemmer
Blutgerinnseln vorbeugen
Menschen, die unter Vorhofflimmern leiden, haben ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfalls. Es besteht die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel im Herzen bilden, die die Arterien im Gehirn verstopfen können.
Ein Blutgerinnsel entsteht, wenn Blutplättchen verklumpen und Plasmaproteine sich zu einen Pfropf verfestigen. Gerinnsel in einer Vene oder Arterie können mit dem Blutstrom in andere Körperregionen geschwemmt werden und dort erhebliche Schäden anrichten.
Blutplättchen sind die kleinsten Zellen des Blutes
Blutplättchen (Thrombozyten) spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Bei der Verletzung eines Blutgefäßes heften sie sich an das umliegende Gewebe an und setzen dabei Stoffe frei, die die Blutgerinnung fördern. So wird die schadhafte Stelle am Blutgefäß geschlossen.
Thrombozyten entstehen im Knochenmark als 1,5 µm bis 3,0 µm kleine Blättchen. Während der Blutgerinnung verändern sie ihre Form. Es erfolgt eine Ausstülpung, die Oberfläche vergrößert sich mehrfach. Dadurch kann sich ein Pfropf (Thrombus) bilden, der die Verletzung des Blutgefäßes verschließt.
Beim gesunden Menschen gilt eine Thrombozyten-Anzahl als Normalwert, wenn diese zwischen 150.000 und 450.000 pro µl Blut liegt. Sie werden hauptsächlich in der Milz gelagert und dort größtenteils nach acht bis zwölf Tage abgebaut. Auch die Lunge und die Leber unterstützen den normalen Abbau.
Abweichungen und Störungen bei den Blutplättchen
Man unterscheidet drei Arten der Störung oder Abweichung bei den Blutplättchen:
- Thrombozytopenie
eine verminderte Konzentration der Blutplättchen im Blut, die Werten liegen unter 150.000/µl im Blut - Thrombozytose
erhöhte Konzentration der Blutplättchen im Blut mit Werten über 450.000/µl, was mit einem Risiko für arterielle Thrombosen verbunden sein kann - Thrombozytopathie
Funktionsstörung der Blutplättchen ohne oder mit nur geringfügiger Veränderung der Konzentration im Blut, die mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergeht
Die Störungen können genetisch bedingt sein, dann spricht man von primären Abweichungen. Sekundäre Störungen haben ihre Ursache in anderen Grunderkrankungen.
Die Wirkung der Gerinnungshemmer
Oft verordnete der behandeln Arzt unter anderem eine Therapie mit Gerinnungshemmern. Das sind Arzneimittel (Antikoagulantien), die die Blutgerinnung verzögern. Sie erschweren die Bildung von Blutgerinnseln und führen zu einem Wachstumsstopp der Gerinnsel. Antikoagulantien werden zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Herzkrankheiten wie Vorhofflimmern eingesetzt.
Patienten mit einer künstlichen Herzklappe oder einer Herzklappenerkrankung müssen solche Medikamente ständig einnehmen. Aber auch zur Vorbeugung und Behandlung von Blutgerinnseln in tief liegenden Venen (tiefe Venenthrombose) gelten Antikoagulantien als Unterstützung. Auch können sie verhindern, dass Gerinnsel eine Lungenembolie verursachen.
Unterschiedliche Gerinnungshemmer
Seit Jahren gibt es Arzneimittel, die zwar effektiv sind, jedoch Risiken für innere Blutungen beinhalten, wenn die Dosierung zu hoch ist. Ist dagegen der Wirkstoffspiegel im Blut zu gering, können Gerinnsel entstehen. Um diese Gefahren einzugrenzen, müssen regelmäßig Bluttests durchgeführt und die Mittel richtig dosiert werden.
Neuere Mittel wie Xarelto oder Eliquis sind direkt wirksame orale Antikoagulantien (DOAK). Sie haben weniger Wechselwirkungen und werden in der Regel ein- bis zweimal täglich eingenommen.
Bei Vorhofflimmern aufgrund von Herzklappenerkrankungen werden auch heute noch die Standardmedikamente wie Marcumar eingesetzt. Ebenso bei Mitralklappenstenosen sowie bei einer künstlichen oder defekten Herzklappe, gelten die Standardmedikamente als besser geeignet. Das gilt auch für Patienten mit schweren Leberkrankheiten oder wenn bestimmte Medikamente eingenommen werden müssen
Richtige Dosierung und Kontrolle
Das individuelle Risiko für Blutgerinnsel und anderen gesundheitlichen Gegebenheiten sind maßgeblich für die individuelle Dosis einer Gerinnungshemmung. Grundsätzlich muss ermittelt werden, ob die Blutgerinnung in einem bestimmten Zeitrahmen abläuft. Der behandelnde Arzt legt fest ob hierfür regelmäßige Bluttests notwendig sind, oder ob darauf verzichtet werden kann.
Die Behandlung mit Antikoagulantien (Gerinnungshemmer) kann zu Komplikationen führen
- dunkelbrauner oder roter Urin
- dunkelbrauner roter, oder schwarzer Stuhlgang
- Zahnfleischbluten
- anhaltende, starke Kopf- oder Magenschmerzen
- Schwindel oder Schwächegefühl
- wiederholt auftretende Hautblutungen oder Blutergüsse
sind zu beachtende Warnsignale.
Bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen, bleibt ein Gerinnungshemmer länger im Körper und das Blutungsrisiko steigt an. Ist die Nierenfunktion eingeschränkt ist, benötigen man eventuell weniger als die Normaldosis oder ein anderes Mittel.
Gerinnungshemmer müssen in jedem Fall exakt so eingenommen werden, wie sie verordnet wurden. Wenn Mittel plötzlich absetzt werden, steigt das Risiko für einen Schlaganfall.
Gerinnungshemmer vor einer Operation
Vor einer geplanten Operation oder anderen Eingriffen sollte vorher mit dem Arzt besprochen werden, ob die Gerinnungshemmer absetzt oder anders dosiert werden sollen. Dabei ist sowohl entscheidend wie hoch Ihr Risiko für Gerinnsel und das Blutungsrisiko ist als auch wie schnell das derzeit eingenommene Medikament im Körper abbaut wird.
Ob und ab wann das Medikament nach der Operation wieder einnehmen werden kann, entscheidet der behandelnde Arzt.