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Histaminintoleranz ist häufig eine Ursache von Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Erstellt am Montag, 01 Juli 2013. Kategorie/n: Allgemeine Gesundheits-Tipps, Ernährung

Histaminintoleranz ist häufig eine Ursache von Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Ungefähr ein Prozent der europäischen Bevölkerung – darunter vor allem Frauen mittleren Alters – weisen eine Unverträglichkeit gegenüber Histamin (Histaminose) auf. Sie leiden unter Allergie-ähnlichen Symptomen u.a. der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes und der Haut. Die Ursache ist allerdings keine klassische Allergie, sondern eine Abbaustörung, die zu einem Zuviel an körpereigenem Histamin führt. Betroffene vertragen insofern keine Lebensmittel, die viel Histamin enthalten…

Wer unter Fließschnupfen, Asthma-ähnlichen Atembeschwerden, Magen-Darm- und Hautproblemen leidet, vermutet oft eine Allergie als Ursache. Doch solche Allergie-ähnlichen Symptome werden nicht immer durch eine echte Allergie verursacht. Es gibt auch so genannte Nahrungsmittelunverträglichkeiten, z.B. gegenüber Gluten oder Lactose. Rund 40 Prozent der Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind zudem auf eine Histaminintoleranz zurückzuführen. Ungefähr ein Prozent der europäischen Bevölkerung – darunter 80 Prozent Frauen im mittleren Alter – weisen eine Unverträglichkeit gegenüber Histamin auf.

„Histamin ist eigentlich eine Substanz, die vom menschlichen Körper selber gebildet wird und als Gewebehormon und Neurotransmitter fungiert“, erklärt Dr. Reinhold Lunow, Internist und Ärztlicher Leiter der Praxisklinik für Diagnostik & Präventivmedizin Bornheim, nahe Köln und Bonn. „So spielt Histamin beispielsweise eine wichtige Rolle bei der Verdauung (Bewegung im Magen-Darm-Trakt, Magensaftbildung, Appetitkontrolle), bei der Regelung des Blutdrucks und Schlaf-Wach-Rhythmus, wie auch bei der Wundheilung und Immunabwehr. Andererseits kommt Histamin auch in vielen Nahrungsmitteln vor wie z.B. in reifem Käse, Fisch und alkoholischen Getränken, aber auch in Fertiggerichten und Konserven. Da Histamin sich während der Aufbewahrung von Lebensmitteln aus der Aminosäure Histidin unter Mitwirkung von Bakterien bildet, steigt der Histamin-Gehalt von Lebensmitteln mit der Dauer ihrer Lagerung und Reife.“

Histaminintoleranz – zu viel körpereigenes Histamin macht die Probleme

Ursache für eine Histaminintoleranz ist ein Zuviel an körpereigenem Histamin. Beispielsweise kann übermäßiger Stress die körpereigene Bildung von Histamin ankurbeln und eine Überproduktion herbeiführen. Oder es liegt ein Mangel bzw. eine herabgesetzte Aktivität des Enzyms  Diaminooxidase (DAO) vor, das ein wichtiges Histamin-abbauendes Enzym darstellt. Ursache für einen solchen Enzymmangel kann eine entzündliche Darmerkrankung sein oder eine herabgesetzte Enzymaktivität kann z.B. auch auf einem Mangel an Zink oder bestimmten B-Vitaminen beruhen. „In der Folge wird zu wenig Histamin abgebaut und der Histamin-Spiegel im Blut steigt an. Wenn dann noch zu viel Histamin mit der Nahrung zugeführt wird, kann dies zu einem Missverhältnis zwischen Zufuhr und Abbau des Histamins führen – man spricht auch von einer Abbaustörung. Infolge des Histamin-Ungleichgewichts kommt es zu einer pseudoallergischen Reaktion. Allergieartige Beschwerden treten auf – ähnlich wie infolge einer echten Allergie z.B. gegen Auslöser wie Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben, bei der ebenfalls Histamin ausgeschüttet wird – nämlich von den Mastzellen als Reaktion auf den Allergieauslöser“, erläutert Dr. Lunow.
Aufgrund der zahlreichen Auswirkungen von Histamin auf den menschlichen Körper sind die Symptome einer Histamin-Intoleranz vielfältig: Neben Fließschnupfen können Kopfschmerzen, Hitzegefühl, Migräne, Schwindel auftreten, neben Verdauungsproblemen (Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Magenstechen, Sodbrennen) sowie asthmatischen Beschwerden (Verengung der Bronchien, Atemnot) und Hautproblemen (Rötungen, Nesselsucht und Juckreiz) auch Herz-Kreislauf-Beschwerden (schneller Puls, Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck, Bluthochdruck) sowie Regelschmerzen, Blasen- und Harnröhrenentzündungen, Antriebsschwäche, Konzentrationsmangel oder neurologische Auffälligkeiten (insbesondere bei Kindern). Besonders stark ausgeprägte Beschwerden erleiden Patienten, die gleichzeitig zur Histaminintoleranz unter Allergien, Entzündungen oder Infektionen leiden, da diese die Histamin-Spiegel zusätzlich in die Höhe treiben.

Histaminintoleranz – Rotwein, reifen Käse und Zitrusfrüchte besser meiden

„Zur Vorbeugung von Beschwerden sollten Patienten mit Histaminintoleranz sich insbesondere bei Rotwein und reifem Hartkäse zurückhalten bzw. diese Produkte ganz meiden“, empfiehlt Dr. Lunow. „Potenziell unverträglich sind alle bakteriell fermentierten Nahrungsmittel, also auch Edelschimmelkäse, geräuchertes Fleisch, Sauerkraut, Spinat etc. Zudem können Zitrusfrüchte im Körper gespeichertes Histamin freisetzen. Doch auch bestimmte Arzneimittel können Probleme verursachen, da sie die Histamin-Freisetzung steigern oder das DAO-Enzym hemmen. Dazu gehören viele Anästhetika, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Röntgenkontrastmittel, Codein und Morphin. Andererseits gibt es auch Alternativ-Medikamente, die sich auf die Histamin-Freisetzung hemmend auswirken. Betroffene sollten sich hierzu vom behandelnden Arzt beraten lassen.“

Histaminintoleranz –Tagebuch und Eliminationsdiät helfen bei der Diagnose

Für eine Diagnose der Histaminintoleranz sind Laboruntersuchungen von Blut und Urin oft nicht genügend aussagekräftig. „Betroffene sollten außerdem ein Tagebuch über ihre Symptome führen, um detailliert aufzuzeigen, welche Nahrungsmittel oder Situationen vermutlich zu Beschwerden führen“, rät Dr. Lunow. „Aufschluss kann dann eine Eliminationsdiät liefern, während der die potenziellen Ursachen (insbesondere Histamin-haltige Nahrungsmittel) für zwei bis drei Wochen konsequent gemieden werden, so dass die Beschwerden sich verringern oder ganz verschwinden sollten. Einen endgültigen Beweis kann anschließend der Verzehr histaminhaltiger Nahrung durch Provokation der Beschwerden liefern, was allerdings nur wenn unbedingt erforderlich und dann möglichst stationär durchgeführt werden sollte. Ernährungsberaterinnen in meiner Praxis informieren Sie gerne darüber, welche Aspekte im Tagebuch zu beachten sind und wie man eine Ausschlussdiät am besten durchführt.“

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