Kaffee räumt die Zellen auf
Die Inhaltsstoffe des Kaffees fördern einen Reinigungsprozess in den Zellen. Das Getränk schützt zudem vor Arteriosklerose und Stoffwechselerkrankungen.
Lange genoss Kaffee einen zweifelhaften Ruf, wenn es um seine Wirkung auf unseren Organismus ging. Herzerkrankungen und die dauerhafte Erhöhung des Blutdrucks schrieb man ihm zu. Neuere Studien zeigen jedoch, dass eher das Gegenteil der Fall ist.
Menschen, die täglich drei bis fünf Tassen Kaffee trinken, erleiden seltener eine koronare Herzkrankheit (KHK) samt Herzinfarkt oder einen Schlaganfall als Menschen, die keinen Kaffee zu sich nehmen. Auch wer mehr Kaffee konsumiert, hat kein erhöhtes Risiko.
„Die Arterien von Kaffeetrinkern sind weniger verkalkt, die Gefahr, Folgeerkrankungen einer Arteriosklerose zu erleiden, deutlich geringer“, sagt Dr. Reinhold Lunow. Auch mit Blick auf Störungen im Fettstoffwechsel oder andere metabolische Erkrankungen wie der Zuckerkrankheit gibt der ärztliche Leiter der Praxisklinik Bornheim nahe Köln und Bonn Entwarnung: „Inzwischen gilt als belegt, dass Kaffee das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, verringert.“ Kaffeetrinker erkranken offenbar auch seltener an Gicht, weil Kaffee – ob mit Koffein oder koffeinfrei – den Harnsäurespiegel im Blut senkt.
Kaffee aktiviert Selbstreinigung der Zellen
Die positive Wirkung von Kaffee machen Mediziner an den Polyphenolen fest, sekundären Pflanzenstoffen, die das Getränk enthält. Sie lösen einen Reinigungsprozess in den Zellen lebenswichtiger Organe wie Herz, Leber und in der Skelett-Muskulatur aus.
Bei dieser sogenannten Autophagie (bzw. Autophagozytose) wird eine Art Selbstverdauungsprogramm angekurbelt: Die Zellen reinigen und entgiften sich von nicht mehr benötigten Eiweißen und Zellorganen, brauchbare Baustoffe werden wiederverwendet.
Ist die Zelle stark geschädigt, frisst sie sich sozusagen selbst und baut sich ab (Apoptose). Insofern handelt es sich um eine Immunreaktion: Auch Viren, Bakterien und Fremdeinweiße, die in die Zelle eingedrungen sind, werden auf diesem Weg entfernt.
Der Körper kennt diesen selbstreinigenden Prozess auch vom kontrollierten Fasten. Bei eingeschränkter Zufuhr von außen gewinnt die Zelle durch Autophagie Bausteine und Nährstoffe, um weiterhin funktionieren zu können.
Damit Kaffee diesen Prozess in Gang setzen kann, muss man ihn ohne Milch zu sich nehmen. Denn tierische Milch enthält die Aminosäure Methionin, welche die Autophagie einschränkt. „Trinken Sie ihren Kaffee daher am besten schwarz oder mit Milch auf Pflanzenbasis, z. B. mit Mandelmilch oder Kokosmilch“, empfiehlt Dr. Lunow.
Kaffee schützt vor manchen Krebsarten
Auch beim Thema Kaffee und Krebs gibt es Entwarnung. Galt Kaffee lange Zeit als möglicherweise auslösender Faktor für Krebs, gehen Mediziner heute von einer schützenden Wirkung aus. Dies betrifft in erster Linie Darmkrebs, Prostatakrebs, Blasenkrebs, manche Hirntumoren sowie Krebs im Mundraum.
Trotz dieser guten Eigenschaften sollte man nicht über das Ziel hinausschießen – und zum Beispiel Medikamente mit Kaffee einnehmen. Zur morgendlichen Einnahme etwa von Schilddrüsenhormonen (Thyroxin, fT4) empfiehlt sich kein Kaffee, da er die Resorption des Hormons verzögert.
„Grundsätzlich kann man seinen Kaffee guten Gewissens genießen“, sagt Dr. Lunow. „Nur in der Schwangerschaft und bei einem schwer einstellbaren Blutdruck sollte man zurückhaltend sein, da das Koffein den Blutdruck kurzzeitig steigern kann.“
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