Krampfadern sind eine unterschätzte Venenkrankheit
Krampfadern oder Varizen (von lateinisch "varix") werden meist als optisches oder kosmetisches Problem betrachtet. Dahinter verbergen sich jedoch ernste Gefäßerkrankungen.
Für viele Menschen stellen Krampfadern nur eine unschöne optische Veränderung dar. Daher gehen sie, wenn überhaupt, erst spät zum Arzt.
Sogenannte Varizen beeinträchtigen jedoch nicht nur die Lebensqualität. Eine akute Blutung kann sogar lebensbedrohlich sein.
Ursachen von Krampfadern
„Krampfadern liegen Veränderungen in den Gefäßen zugrunde. Unbehandelt sind ernsthafte Komplikationen und Spätfolgen möglich“, erklärt Dr. Reinhold Lunow, ärztlicher Leiter der Praxisklinik Bornheim.
Bei Krampfadern (Varizen) handelt es sich um erweiterte, oberflächliche Venen, oft geschlängelt oder als Knäuel. Am häufigsten entstehen sie in den Beinen, treten aber auch an anderen Stellen unseres Körpers auf: am Hoden, in der Scheide, im Bereich von Magen und Speiseröhre (Ösophagusvarizen) oder als Venengeflecht um den Nabel. Ursache ist oft das Versagen der Pfortader aufgrund einer Lebererkrankung, meist einer Leberzirrhose.
Zu den Riskofaktoren für Varizen zählt eine angeborene Schwäche der Venenwände und Venenklappen, wodurch das Blut sich in den Venen staut und diese dauerhaft dehnt. Auch hohes Alter, Menstruation, Schwangerschaft, Übergewicht und Rauchen fördern das Venenleiden. „Krampfadern erhöhen das Risiko, eine spontane und heftige Blutung zu erleiden“, so der Internist Dr. Lunow. „Auch das Risiko für eine sogenannte Thrombophlebitis steigt, eine Entzündung oberflächlicher Venen, die zu Thrombosen führen kann.“
Bewegung beugt Krampfadern (Varizen) vor
Begünstigt wird ein Venenleiden, wenn die Arbeit der Venenklappen beeinträchtigt ist. Venenklappen sorgen bei verringerter Fließgeschwindigkeit des Blutes dafür, dass das Blut nicht zurückfließt. Dazu stellen sie sich wie Segel auf. Bei einer Bindegewebsschwäche etwa schließen die Venenklappen nicht mehr ausreichend, die Strömungsrichtung kehrt sich um. Das Blut staut sich, der Druck steigt und die Venen überdehnen sich. Der Mediziner spricht hierbei von primären Krampfadern.
Durch den erhöhten Druck verlieren nach und nach weitere Venenklappen ihre Funktionstüchtigkeit. Schließlich wird Flüssigkeit in das umliegende Gewebe gepresst, es kommt zu Ödemen in Beinen und Füßen.
Umso wichtiger sind Maßnahmen, die die Gesundheit der Venen fördern. „Wer oft und lange am Tag steht oder sitzt, sollte unbedingt für Ausgleich sorgen, damit das Blut nicht in den Beinen versackt. Empfehlenswert ist Ausdauersport wie Schwimmen, Radfahren oder Walking“, empfiehlt Dr. Lunow. Dagegen belasten Sportarten mit abrupten Stopp-Bewegungen wie Tennis, Badminton oder mancher Kraftsport das Venensystem zusätzlich.
Auch Wechselduschen und Kaltwasseranwendungen regen die Blutzirkulation an. Zu enge Kleidung und hohe Absätze hingegen schränken die Arbeit der Venen ein. Wer zu Krampfadern neigt, sollte flache Schuhe tragen oder am besten barfuß laufen. Heiße Bäder und langes Sonnenbaden sollte man vermeiden, da sich bei Wärme die Venen dehnen.
Sekundäre Krampfadern entstehen in Folge andere Erkrankungen, etwa wenn eine Thrombose oder ein Tumor die Venen im Bauchbereich einengen. Als Ausgleich leitet der Körper das Blut über andere Venen zum Herzen zurück. Der Blutfluss in diesen Venen steigt an und sie dehnen sich aus. Auch hier können die Venenklappen nicht mehr vollständig schließen und das Blut staut sich.
Typische Beschwerden folgen oft erst nach Krampfadern Anzeichen
„Oft sind Krampfadern schon längere Zeit sichtbar, bevor die ersten Beschwerden auftreten“, erklärt Dr. Lunow. „Anfangs fühlt sich das betroffene Bein oft schwer oder man hat ein Spannungsgefühl. Legt man das Bein hoch oder bewegt es, lassen die Beschwerden nach.“ Im Frühstadium der Erkrankung kommt es häufig zu Schwellungen (Ödeme) in den Unterschenkeln oder an den Knöcheln. Nachts stellen sich Fuß- oder Wadenkrämpfe ein.
Schreitet die Erkrankung fort, kann sich die betroffene Hautregion bräunlich verfärben, verbunden mit einem oft brennenden oder stechenden Schmerz. Die Beine fühlen sie häufig übermäßig warm an und jucken. Die Haut kann verhärten und schimmert oftmals dünn und glänzend.
Je nach betroffener Vene lassen sich verschiedene Formen von Krampfadern unterscheiden. Sie können oft gleichzeitig auftreten: Besenreiser (sehr kleine Gefäße mit blau-rötlichen Verästelungen); netzförmige retikuläre Varizen; Seitenastvarizen an den Innenseiten von Ober- und Unterschenkel, welche die Seitenäste der beiden Stammvenen betreffen; Stammvarizen an den beiden Hauptbeinvenen mit oft fingerdicken geschlängelten Adern im Bereich von Ober- und Unterschenkel, Schienbein und Wadenrückseite.
Krampfadern: Sichere Diagnose per Ultraschall
Für die Diagnose ist die Unterscheidung zwischen einer primären und sekundären Varikose wichtig.
Denn Symptome wie geschwollene Beine können auch Ausdruck einer Herzschwäche oder einer gestörten Nierenfunktion sein. Neben der körperlichen Untersuchung hinsichtlich Form und Ausdehnung der Varizen lässt sich heute mit bildgebenden Verfahren der Zustand der Beingefäße zuverlässig darstellen.
In der Praxisklinik Bornheim nahe Köln und Bonn ist die Farbdoppler-Sonographie, eine schmerz- und risikofreie Ultraschalluntersuchung der Beingefäße, Standard für die Diagnose.
„Gefäßveränderungen und Durchblutungsstörungen können wir so schon im Anfangsstadium aufspüren. Auch die Strömungsrichtung und die Fließgeschwindigkeit des Blutes messen wir“, so Dr. Lunow. „Auf dieser Basis erstellen wir die individuell beste Therapie.“
Für die Behandlung von Krampfadern kommen je nach Krankheitsstadium allgemeine Maßnahmen, Medikamente oder operative Verfahren infrage.
Bewegungstherapien, Kaltwasseranwendungen, Kompressionstherapien oder die Verödung (Sklerosierung) der betroffenen Venen zählen zu den allgemeinen Maßnahmen.
Bei Krampfadern frühzeitig zum Arzt
Bislang ist kein Medikament bekannt, das Krampfadern (Varizen) heilt. Die medikamentöse Therapie zielt daher darauf, mit venentonisierenden Mitteln die Venen zu aktivieren und ihre Spannkraft zu erhöhen. Arzneimittel gegen Ödeme verringern die Durchlässigkeit der Venenwände. Heparinpräparate wirken der Blutgerinnung entgegen und beugen Thrombosen vor.
In manchen Fällen verspricht eine Varizen-Operation den größten Behandlungserfolg: Die erkrankte Vene bzw. Krampfader wird teilweise oder vollständig entfernt und das venöse System wiederhergestellt.
„Je eher man schon bei ersten Beschwerden den Arzt einschaltet und Krampfadern nicht nur als Schönheitsfehler betrachtet, umso besser lassen sich Komplikationen und Spätfolgen einer Varikose beherrschen“, sagt Dr. Lunow.
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