Medikamente können bei älteren Menschen anders wirken
Ältere Menschen müssen oft mehr Medikamente als früher nehmen und diese auch häufig gleichzeitig. Es ist nicht immer einfach, die Einnahme richtig und sicher vorzunehmen.
Nicht nur die Disziplin des Medikamente-Nehmens setzt die Menschen vor neue Aufgaben, sondern auch Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten erfordert zusätzliche Achtsamkeit. Denn bestimmte Nebenwirkungen treten jetzt auf, die bei Einnahme eines einzigen Mittels nicht auftreten. Außerdem können körperliche Abbauprozesse bei älteren Menschen die Wirkung eines Medikaments anders beeinträchtigen als bei jüngeren Erwachsenen.
Medikamente für Ältere anders verordnen
Ärzte oder Apotheker nehmen meist auf die besonderen Bedingungen im Alter Rücksicht, wenn sie ein Medikament verordnen oder verkaufen. Dennoch muss jeder selbst sehr wachsam sein, um die sichere Anwendung von Medikamenten zu gewährleisten. Das betrifft auch die Angehörigen älterer Menschen.
Leider bestehen viele falsche Meinungen und Vorstellungen zur Einnahme und Wirkung von Medikamenten und das obwohl mittlerweile die Forschung anderes herausgefunden und damit solche Meinungen widerlegt hat.
Hier einige Beispiele für falsche Medikamenten-Meinungen:
Falsche Meinung:
„Wenn ein Medikament wirkt, hilft es, mehr davon zu nehmen.“
Richtig ist:
Wenn ein Medikament in der verordneten Dosierung genommen wird, lässt sich der positive Effekt durch eine höhere Dosis oft nicht zusätzlich steigern. Denn die Wirkung der meisten Medikamente hängt mit der sogenannten Dosis-Wirkungs-Kurve " Drug-dose Response"- Kurve zusammen.
Drug-dose = Dosierung des Medikaments (gering - höher)
Response = Wirkung auf den Körper (weniger- mehr)
Das heißt, trotz steigender Dosis ist die Wirkung gleich, gleichzeitig nimmt aber mit steigender Dosis das Risiko für mögliche Nebenwirkungen oder auch toxische Symptome deutlich zu. Das Ergebnis einer höheren Dosis bedeutet demnach: Mehr hilft nicht mehr, sondern im Gegenteil: Es kann sogar schädlich sein.
Das lässt sich beispielsweise am Medikamente mit dem Wirkstoff Paracetamol gut belegen: nimmt ein Erwachsene eine Dosis von 1000 mg, mindert das akute Schmerzen und birgt ein vergleichsweise geringes Risiko. Würde man jetzt die doppelte Dosis nehmen, stiege das Risiko für schädigende Nebenwirkungen und sogar Vergiftungserscheinungen deutlich an, während der schmerzlindernde Effekt in etwa gleich bliebe.
Gerade bei älteren Menschen entgiften Leber und Nieren den Körper nicht mehr so effektiv wie in jungen Jahren. Medikamente werden deshalb schlechter abgebaut, sie können sich im Körper ansammeln und so länger wirken als nötig. Dadurch kann eine zu hohe Dosis sich sehr schädlich auswirken
Falsche Meinung:
,,Ich nehme dieses Medikament in genau derselben Dosierung schon seit Jahren. Die Beschwerden können deshalb keine Nebenwirkungen sein."
Richtig ist:
Das Medikament und die Dosis bleiben gleich - jedoch der Körper verändert sich.
Mit den Jahren ist es sehr wahrscheinlich, dass sich das Körper-Gewicht insgesamt verändert und das Verhältnis zwischen Muskelmasse und gespeichertem Fett abnimmt. Die Verdauung, die Durchblutung sowie die Leber- und Nierenfunktion verlangsamen sich. Diese Faktoren beeinflussen, wie gut Medikamente aufgenommen und ausgeschieden werden. Das wiederum wirkt sich auf die Wirkung des Medikaments aus: es kann heute stärker wirken oder auch schwächer.
Auch Lebens-Gewohnheiten ändern sich. Jetzt werden vielleicht zusätzliche oder mehrere neue und außerdem noch rezeptfreie Medikamente eingenommen. Auch scheinbar harmlose pflanzliche Präparate, Nahrungsergänzungsmittel oder Alkohol können zu Wechselwirkungen führen und dadurch neue Nebenwirkungen verursachen.
Falsche Meinung:
„Mein Arzt hat nicht gesagt, dass ich das Medikament absetzen soll, also nehme ich es weiter."
Richtig ist:
Bei der Verordnung eines Medikaments können wichtige Fragen unbeantwortet bleiben. Müssen verschiedenen Ärzten konsultiert oder mehrere Medikamente eingenommen werden, muss das zusätzlich berücksichtigt werden.
Gleichzeitig mit der Verordnung von Medikamenten sollten folgende Fragen berücksichtigt und deren Antworten – am besten schriftlich – festgehalten werden:
- Welche und wie häufig sind Labortests oder ärztliche Kontrolltermine nötig, um die Therapie zu überwachen?
- Wie und wann, aber auch wie lange werden die verschriebenen Medikamente eingenommen?
- Was ist zu tun, wenn mal eine Einnahme vergessen wird?
- Wer ist bei plötzlich auftretenden Problemen anzusprechen?
Möglichst einmal jährlich sollte der Arzt die Liste der verordneten Medikamente überprüfen und, wenn nötig, aktualisieren. Das gilt insbesondere für Medikamente, die nicht mehr benötigt werden. Hier sollte man gezielt fragen.
Falsche Meinung:
„Es ist doch klar, ob ein Symptom Nebenwirkung von Medikamenten oder Teil einer Krankheit ist.“
Richtig ist:
Sehr häufig werden gerade von älteren Menschen Nebenwirkungen bestimmter Medikamente mit Krankheiten, oder auch mit körperlichen Veränderungen des Alters verwechselt.
Liste für Medikamentenwirkung im Alter
Ärzten und Apothekern steht eine Liste zur Verfügung aus der hervorgeht welche Medikamente im Alter nicht geeignet sind und bei welchen Wirkstoffen Vorsicht geboten ist.
Allerdings kann keine Liste alle Individualitäten erfassen und schon gar nicht die Veränderungen von einer Person zur nächsten berücksichtigen.
Ein Merkblatt zu Medikamenten im Alter finden Sie auf der Seite des BMBF.