Reizdarm - Update zur Therapie
Das Reizdarmsyndrom ist eine sehr häufig vorkommende funktionelle Magen-Darm-Erkrankung. Typische Symptome bei Reizdarm sind: Schmerzen, Blähungen, Verstopfung, aber auch Durchfall. Falsche Ernährung oder Nahrungsunverträglichkeiten, aber auch Stress können Auslöser für das Reizdarmsyndrom sein.
Diagnostik bei Reizdarm
15 bis 20% der Deutschen leiden unter dem Reizdarmsyndrom. Die Symptome sind dabei sehr unterschiedlich und die Lebensqualität der Betroffenen ist durch die Beschwerden häufig stark eingeschränkt. Bevor die Diagnose Reizdarm gestellt werden, sollten Erkrankungen wie Darmkrebs (bei Symptomdauer unter einem Jahr), Eierstockkrebs (bei Symptomdauer unter zwei Jahren), chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, mikroskopische Colitis (Leitsymptom Durchfall) und Zöliakie (Transglutaminase- Antikörper) ausgeschlossen werden. Bei Durchfall ist eine Stuhluntersuchung auf Erreger wie beispielsweise Lamblien und Würmer sinnvoll. Zudem sollte im Stuhl Calprotectin (Entzündungsmarker) und zum Ausschluss einer Pankreasinsuffizienz Elastase bestimmt werden. Zur Routinediagnostik bei Verdacht auf Reizdarm gehören ein Laktose-, Fruktose-, und Sorbit-H2-Atemtest, um sowohl Nahrungsmittelintoleranzen als auch eine Fehlbesiedelung des Dünndarms aufzudecken. Ein umfangreicher Gesundheitscheck zum Ausschluss anderer Erkrankungen ist deshalb unbedingt zu empfehlen.
Ursachen des Reizdarmsyndroms
Was versteht man unter einem Reizdarm? Vor etwa 30 Jahren hat man begonnen, sich mit dieser Beeinträchtigung gezielt zu beschäftigen. Aber erst seit dem Jahr 2015 gibt es offizielle Kriterien, die das Syndrom Reizdarm beschreiben. Diese Kriterien sind unter dem Begriff „Rom-IV-Kriterien“ zusammengefasst und beschreiben wiederholte Bauchschmerzen mit mindestens 2 der folgenden Kriterien
- Beschwerden im Zusammenhang mit der Stuhlentleerung Änderung der Stuhlfrequenz, Änderung der Stuhlkonsistenz
- Beschwerden an mindestens 1 Tag pro Woche in den letzten 3 Monaten
- Beginn der Beschwerden vor mehr als 6 Monaten
Betroffene mit Reizdarmsyndrom haben eine Überempfindlichkeit oder eine besondere Sensibilität für ihre Magen- und Darmbewegungen. Der Mediziner spricht von einer „viszeralen Sensitivität“. Die Betroffenen spüren ganz normale Darmdehnungen besonders stark. Die Ursachen hierfür sind noch wenig bekannt. Diese Menschen sind hypersensibel auf die Dehnungen des Darms. Menschen mit Reizdarmsyndrom schränken sich oft sehr ein, weil sie ständig und ganz unvorhergesehen Blähungen, Krämpfe oder Durchfall haben.
Therapie des Reizdarmsyndroms
Aufgrund der Vielfalt der Symptome gibt es nicht die eine Standardtherapie, die allen Patienten empfohlen werden kann. Eine Heilung mit kompletter Beschwerdefreiheit ist in der Regel nicht zu erreichen. Eine realistische Zielsetzung ist eine deutlich spürbare Besserung mit einer Steigerung der Lebensqualität.
Zur Basistherapie wird empfohlen: Positiv-Tagebuch führen, Bewegung, Reizdarm-Yoga, Ernährungsmaßnahmen wie FODMAP reduzierte Ernährung, Stressreduktion und Entspannungstechniken.
Zudem wird je nach Beschwerdebild in den Leitlinien empfohlen:
Phytotherapie (z. B. Pfefferminzöl), Probiotika, Linatoclid, Rifaxamin (off label), Ballaststoffe (z. B. Flohsamenschalen), Laxantien, Loperamid, Spasmolytika, trizyklische Antidepressiva, Antidepressiva vom Typ selektiver Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI).
Für Entschäumer (z. B. Lefax) wird nach der neuesten S3 Leitlinie bei Blähungen keine Empfehlung mehr geäußert. Außerdem beschreibt die neue Leitlinie medikamentöse Therapien, die beim Reizdarmsyndrom nicht empfohlen werden können. Hierzu zählen Mesalazin, Antihistaminika, Opioid Agonisten, Schmerzmittel, Pregabalin und die Enzymersatztherapie.
Stressreduktion – Darm-Hirn-Achse
Zu den Basismaßnahmen gehören auch die in klinischen Studien sehr wirksamen Stress reduzierenden und entspannenden Maßnahmen, wie achtsamkeitsbasierte Stressreduktion, MBSR, darmbezogene Hypnotherapie (Darmhypnose), aber auch progressive Muskelrelaxation oder autogenes Training.