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Ab 40 wächst das Risiko für Gallensteine

Erstellt am Donnerstag, 21 August 2014. Kategorie/n: Allgemeine Gesundheits-Tipps

© Jürgen Fälchle - Fotolia.com |

In den meisten Fällen führt eine falsche Ernährung zur Bildung von Gallensteinen, die heftige Schmerzattacken und weitere Erkrankungen verursachen können.

Nach einer fettreichen Mahlzeit verspürt man ein Völle- und Druckgefühl, dazu Sodbrennen oder Blähungen. Plötzlich stellen sich starke Schmerzen im rechten Oberbauch ein, die bis ins Schulterblatt ausstrahlen. Übelkeit und Erbrechen gesellen sich hinzu. Dies sind deutliche Zeichen für eine Gallenkolik, verursacht durch einen oder mehrere Gallensteine.

Die ersten Beschwerden können eher unspezifisch sein und denen anderer Erkrankungen ähneln. Aber wenn Gallensteine in den Gallenblasengang oder den Gallengang geraten und diese blockieren, kommt es zu einer Drucksteigerung mit heftigen Schmerzattacken“, beschreibt der Internist Dr. Reinhold Lunow den Vorgang. Die Beschwerden treten meistens direkt nach, manchmal aber auch schon während der Nahrungsaufnahme auf.

Eine Gallenkolik kann zwischen 30 Minuten und 12 Stunden dauern. Fettreiche, gebratene oder geröstete Speisen, Hülsenfrüchte, hart gekochte Eier, Alkohol, Kaffee, aber auch psychischer Stress gelten als typische Auslöser. Die Kombination aus plötzlichem Schmerz, Übelkeit, Erbrechen und Fett-Unverträglichkeit ist kennzeichnend für ein Gallensteinleiden (Cholelithiasis). Bestimmte Nahrungsmittel, etwa Kaffee, werden auf einmal nicht mehr vertragen.

 

Gallensteine entstehen, wenn sich die Gallenflüssigkeit verändert

Bei Gallensteinen handelt es sich um Ansammlungen von Kristallen in der Gallenblase oder in den Gallengängen. Sie bestehen entweder aus Cholesterin (Cholesterinsteine) oder aus Bilirubin-Pigmentmaterial (Pigmentsteine).

Cholesterinsteine können mehrere Zentimeter groß werden. Sie entstehen, wenn sich die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit verändert. Die Gallensäuren sorgen dafür, dass das wasserunlösliche Cholesterin in Lösung bleibt. Enthält die Gallenflüssigkeit zu viel Cholesterin bzw. zu wenig Gallensäuren, kristallisiert das Cholesterin aus. Die Cholesterin-Kristalle lagern sich aneinander an und bilden einen Gallenstein.

Pigmentsteine treten oft als sogenannter Gallengrieß auf. Sie bilden sich, wenn im Körper vermehrt Bilirubin entsteht und die Umwandlung in seine löslichen Abbauprodukte bzw. deren Abfluss gestört ist. Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Es wird in der Leber aus dem Blut gefiltert und über die Galle in den Darm ausgeschieden. Bei schweren Lebererkrankungen (Leberzirrhose), aber auch bei Infektionen kann dieser Abbauprozess gestört sein, sodass Pigmentsteine meist in den Gallengängen entstehen.

 

Gallensteine verursachen weitere gravierende Erkrankungen

„Die meisten Gallensteine bilden sich in der Gallenblase. Steine in den Gallengängen sind meist dorthin gewandert“, erklärt Dr. Lunow. Dort können sie weitere Komplikationen verursachen. „Verstopft ein Gallenstein den Gallengang, verhindert dies den Abfluss der Gallenflüssigkeit in den Darm. Bakterien breiten sich aus, die Gefahr einer Infektion (Cholangitis) steigt. Zu den starken Schmerzen im Oberbauch kommen Fieber und Schüttelfrost hinzu. Ebenso kann sich eine Gelbsucht (Ikterus) einstellen: Der Urin färbt sich dunkel, der Stuhl wird hell, Haut und Augapfel des Betroffenen färben sich gelb. Überdies kann sich eine narbige Verengung entwickeln, die den Gallenfluss selbst dann noch behindert, wenn der Stein bereits abgegangen ist“, weiß der Experte für Prävention und Diagnostik aus seiner Erfahrung als ärztlicher Leiter der Praxisklinik Bornheim zwischen Köln und Bonn.

„Selbst wenn Gallensteine nie eine Gallenkolik verursacht haben, können sie zur einer Entzündung der Gallenblase, einer Cholezystitis, führen. Denn durch die ständige mechanische Reizung verkalkt die Gallenblasenwand und wird unelastisch“, so Dr. Lunow. Im Röntgenbild wird sie aufgrund ihres Kalkgehaltes als sogenannte „Porzellangallenblase" sichtbar. Verliert die Gallenblase auf diesem Weg ihre Elastizität, kann sie sich nicht mehr vollständig zusammenziehen, es kommt zu Funktionsstörungen. Außerdem steigt das Risiko, ein Gallenblasenkarzinom zu entwickeln.

Oft münden Gallengang und Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gemeinsam in den Zwölffingerdarm. Bei extrem ungünstiger Position kann ein Gallenstein auch das Sekret der Bauchspeicheldrüse aufstauen - und so eine Pankreasentzündung hervorrufen.

 

Zahlreiche Menschen sind von Gallensteinen betroffen

Gallensteine kommen häufig vor. Etwa 15-20 Prozent aller Deutschen sind betroffen, oft ohne es zu wissen. „Das Risiko, Gallensteine zu entwickeln, nimmt ab dem 40. Lebensjahr deutlich zu, wobei Frauen 2- bis 3-mal häufiger betroffen sind als Männer“, sagt Dr. Lunow. Ursache hierfür scheinen weibliche Hormone zu sein, denn Frauen leiden häufiger unter Gallensteinen, wenn sie zur oralen Verhütung oder im Rahmen einer Hormontherapie Östrogene zu sich nehmen. Auch während einer Schwangerschaft treten öfter Gallensteine auf.

Ebenfalls ab dem 40. Lebensjahr sind Übergewichtige stärker gefährdet ein Gallensteinleiden zu entwickeln, wenn in ihrer Familie bereits Gallensteine aufgetreten sind. Dabei ist zu beachten, dass 20 Prozent Übergewicht das Gallenstein-Risiko verdoppeln.

Neben Umwelteinflüssen wie falscher Ernährung, die für etwa 70-80 Prozent der Erkrankung verantwortlich sind, gibt es auch eine genetische Veranlagung für Gallensteine. Rund jeder 10. Europäer trägt diese Variante in seinen Erbanlagen. Bei diesen Menschen entwickelt sich im Laufe des Lebens 2- bis 3-mal so häufig ein Gallenstein wie bei anderen.

 

Gallensteine? Sichere Diagnose in der Praxisklinik Bornheim

„Verursachen Gallensteine Beschwerden, kommen wir oft schon aus der Schilderung der Symptome der richtigen Ursache auf die Spur“, berichtet Dr. Lunow. „Ultraschall- und Blutuntersuchungen reichen dann für eine sichere Diagnose meistens völlig aus. Im Ultraschall sind Gallensteine in der Gallenblase schon ab einer Größe von 2 Millimetern deutlich zu sehen. Erweiterte Gallengänge weisen zudem auf einen Stau der Gallenflüssigkeit hin.“ Im Blut sind neben der Bilirubin-Konzentration auch die Werte für die Enzyme Gamma-GT (Enzyme Gamma-Glutamyl-Transferase) und AP (alkalische Phosphatase) erhöht.

Die Behandlung richtet sich nach der Heftigkeit der Beschwerden. „Bei einer akuten Gallenkolik mit Schmerzen, Fieber oder gar Gelbsucht setzen wir schmerzlindernde und krampflösende Medikamente ein. Liegt eine Entzündung vor, kommen außerdem Antibiotika zum Einsatz“, so Dr. Lunow. Bei der Ernährung ist zunächst eine strikte Nulldiät angezeigt. Erst 24 Stunden nach einer Kolik sollte der Betroffene wieder mit leichter Kost beginnen.

Lassen sich Gallensteine mit Medikamenten und einer Ernährungsumstellung nicht beherrschen und kehren die Beschwerden immer wieder zurück, muss ein Eingriff in Betracht gezogen werden. Seine Art ist von der Lage der Gallensteine abhängig: Befinden sie sich in der Gallenblase, ist langfristig eine operative Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) das Mittel der Wahl. Liegen die Gallensteine im Gallengang, können sie mithilfe spezieller Drahtschlingen (z. B. Dormia-Schlinge) im Rahmen einer endoskopisch-retrograden Cholangiografie (ERCP) entfernen werden. Manchmal reicht es aus, wenn man die Mündung des Gallengangs in den Dünndarm durch einen kleinen Schnitt so weit vergrößert, dass der Stein von selbst abgehen kann.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, kann man Vorsorge betreiben. „Wer das Risiko eines Gallensteinleidens verringern will, sollte sich ausgewogen ernähren, fettes Essen meiden und stattdessen viele Ballaststoffe zu sich nehmen. Außerdem sollte er auf sein Gewicht achten und Übergewicht vermeiden“, empfiehlt Dr. Lunow. Die Ernährungsberatung in der Praxisklinik Bornheim gibt hierzu zahlreiche Empfehlungen und Tipps.

 

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