Die bekanntesten cholesterinsenkenden Medikamente sind die Statine. Sie hemmen ein Enzym in der Leber, welches zur Produktion des Cholesterins in der Leber benötigt wird. Zu den CSE-Hemmern (CSE=Cholesterin-Synthese-Enzym) gehören Artovastatin, Simvastatin, Pravastatin und Rosuvastatin. Dadurch, dass Statine die Produktion des Cholesterins in der Leber hemmen, entsteht in den Leberzellen ein relativer Cholesterinmangel. Dies führt zur Bildung zusätzlicher LDL-Rezeptoren, die dann mehr LDL-Cholesterin aus dem Blut binden und abbauen.
Statine können Verkalkungen wieder rückgängig machen
Wird die Statindosis verdoppelt, kann das LDL im Mittel um weitere 6 % abgesenkt werden. Jede Reduktion der LDL-Cholesterinkonzentration um 40 mg/d vermindert das Risiko von Herzinfarkt oder Schlaganfall um etwa 25 %. Eine Absenkung des LDL um 80 mg/dl reduziert das Risiko entsprechend um etwa 50 %. Statine sind in der Lage, Ablagerungen an den Gefäßen wieder rückgängig zu machen.
Bei Patienten, die Statine einnehmen, haben eine größere Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu überleben. Die Chance, lebend aus der Klinik entlassen zu werden, ist um 47% höher. Die Wahrscheinlichkeit, ein Jahr nach dem Ereignis noch am Leben zu sein, ist mit Statinen um 50% höher als ohne diese Medikamente.
Bei jedem zehnten Patienten mit hohen Risiko, der mit Statinen das LDL um 80 mg/dl senkt, kann innerhalb von fünf Jahren ein Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindert werden.
Cholesterinsenker- Mögliche Nebenwirkungen der Statine
Statine werden in der Regel gut vertragen. Bei 5-10% der Patienten kann es zu Muskelschmerzen kommen. Allerdings treten diese Beschwerden auch bei nahezu 5-10 % der mit Placebo behandelt Patienten auf, so dass diese mit Statinen assoziierten Symptome nur selten auch in ursächlichem Zusammenhang mit der Statintherapie stehen. Hilfreich sind Messungen der Kreatininkinase (CK). Bei einer CK-Erhöhung auf über das fünffache oder bei Muskelschmerzen sollte die Therapie probeweise ausgesetzt werden. Nach Abklingen der Beschwerden kann eine erneute Behandlung mit einer geringeren Dosis oder einem anderen Statin versucht werden. Die einzigen schwerwiegende Nebenwirkung, die Statinen in der Langzeittherapie ursächlich zugeschrieben werden, sind schwere Muskelerkankungen wie Rhabdomyolyse, die bei einem von 100.000 Patienten auftreten kann, wenn die Therapie trotz massiver Beschwerden nicht unterbrochen wird. Bei starken Muskelschmerzen oder einer zehnfachen CK-Erhöhung sollte unbedingt eine Rhabdomyolyse ausgeschlossen werden. Bei dieser Erkrankung löst sich der Muskel praktisch auf und es kann zu Nierenversagen kommen.
Bei einem von 500 Patienten kann bei entsprechender Disposition Diabetes Typ 2 ausgelöst werden. Die zusätzlichen Diabeteserkrankungen manifestieren sich in der Regel kurz nach Beginn der Statintherapie vor allem bei Patienten, bei denen bereits Risikofaktoren für eine Diabetesentwicklung wie Prädiabetes oder Adipositas vorliegen.
Statine können die Leberwerte verändern, so dass diese regelmäßig überprüft werden sollten.
Der Verdacht, dass Statine die Wahrscheinlichkeit für eine Alzheimer-Demenz erhöhen, konnte in Studien nicht bestätigt werden. Statine schützen sogar vor Demenz. Das Alzheimer-Risiko wurde dabei durch eine Therapie mit Statinen dosisabhängig um 20-60 % gesenkt.
Einige Statine sollten nicht gleichzeitig mit Antibiotika vom Typ der Makrolide (Erythromycin, Clarithromycin) oder mit Kalziumantagonisten wie Amlodipin eingenommen werden, da diese Medikamente den Wirkspiegel der Statine wegen ihrer CYP3A4-Hemmung erhöhen können. Auch Grapefruitsaft kann zur Erhöhung des Wirkspiegels führen.
In diesen Fällen sollten Statine gegeben werden, die nicht mit CYP3A4 interferieren. Das sind Pitavastatin, Pravastatin und Rovustatin.
Natürliche Cholesterinsenker
Nahrungsergänzungsmittel als sogenannte natürliche Cholesterinsenker können unter bestimmten Umständen sinnvoll sein. Wir empfehlen natürliche Cholesterinsenker den Patienten, die Statine oder andere Medikamente nicht vertragen oder bei denen mit Medikamenten die Cholesterinzielwerte nicht erreicht werden. In bestimmten Ausnahmefällen kann durch eine ausschliessliche Therapie mit natürlichen Choleterinsenkern ein ausreichender LDL-Wert erreicht werden.
Die beste Evidenz liegt hierbei in der Verwendung von Rotschimmelreis vor. Dieser wird durch Fermentation von Reis mit Schimmelpilz gewonnen. Er enthält den Wirkstoff Monakolin K, der auch als Statin in Apotheken - dann unter der Bezeichnung Lovastatin- erhältlich ist. Der LDL-Wert kann dabei um 15-25 % gesenkt werden.
Phytosterine sind sekundäre Pflanzenstoffe, die natürlicherweise in sehr fettigen Pflanzenteilen vorkommen. In hoher Konzentration kommen sie in speziell dafür hergestellter Margarine oder Joghurtsdrinks vor. Der LDL-Wert kann mit Phytosterinen um 7-10 % gesenkt werden.
Omega-3-Fettsäuren wirken vor allen Dingen auf die Triglyceride. Sie senken das LDL-Cholesterin nur um ca. 5 %.
Auch die Zitrusfrucht Bergamotte senkt den LDL-Wert. Empfohlen wird ein täglicher Verzehr von 500-1.500 mg.
Soja senkt zwar ebenfalls das Cholesterin, es gibt aber Hinweise darauf, dass Soja die Schilddrüsenfunktion beeinflusst. Ein täglicher Verzehr von Soja wird deshalb nicht empfohlen.
Die natürlichen Cholesterinsenker sind auch in Kombinationspräparaten erhältlich.
Cholesterinsenker-Ezetemib kann Statine unterstützen
Wenn Statine nicht vertragen oder die LDL-Zielwerte nicht erreicht werden, kann eine Therapie mit Ezetemib sinnvoll sein. Ezetemib hemmt die Aufnahme des Cholesterins im Dünndarm. Die IMPROVE-IT–Studie (2005-2015) zeigte, dass das LDL durch die Kombination der Statine mit Ezetemib um zusätzlich 15-20% gesenkt werden kann. Auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall nahm ab.Es gibt auch Kombinationspräparate, die sowohl Statine als auch Ezetemib enthalten.
Bempedoinsäure
Bempedoinsäure ist ein Hemmer des ATP-Citrat-Lyase (ACL)-Enzyms, das Bestandteil der Cholesterinsynthese in der Leber ist. Diese Hemmung geschieht noch vor der Stoffwechselstufe, auf der die Statine die Synthese des Cholesterins hemmen. Als Zusatz zu Statinen gegeben, reduziert Bempedoinsäure das LDL-Cholesterin um weitere 28 %.In Kombination mit Ezetimib um 38 %. Bempedosäure steigert die Plasmakonzentrationen von Statinen. Darum muss die Statindosis entsprechend gesenkt werden.