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Jodmangel oder Jodüberversorgung?

Erstellt am Mittwoch, 07 Januar 2015. Kategorie/n: Jodmangel

Unsere Schilddrüse braucht Jod als Baustein für die Produktion der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4).

Jodmangel oder Jodüberversorgung? Beratung durch Schilddrüsenspezialist Praxisklinik Bornheim bei Köln / Bonn

Die häufigste Schilddrüsenerkrankung ist auch heute noch die durch Jodmangel ausgelöste Schilddrüsenvergrößerung (Struma diffusa),von der etwa 35 % der Bevölkerung betroffen sind. Jodmangel ist zudem die Hauptursache für Knotenbildung in der Schilddrüse (Struma nodosa). Schilddrüsenknoten lassen sich bei 20 % der Bevölkerung nachweisen. In den letzten Jahren steigt aber vor allen Dingen die Anzahl der Patienten mit  Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, für die eine zu große Jodaufnahme eher schädlich ist. Inzwischen sind 8% der deutschen Bevölkerung an einer Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt und Forscher gehen davon aus, dass diese Erkrankung in einigen Jahren die häufigste Schilddrüsenerkrankung sein wird. 

Bis 2007 galt Deutschland als Jodmangelgebiet. Aktuelle Daten zeigen, dass etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung inzwischen ausreichend mit Jod versorgt, die andere Hälfte allerdings immer noch nicht.

Kinder sollten je nach Alter täglich 100-200 µg Jod zu sich nehmen, Erwachsenen bis zu einem Alter von 50 Jahren 200µg, ab 51 Jahre 180 µg. Schwangere brauchen mit 230 µg relativ viel Jod. Den höchsten Bedarf mit 260 µg haben Stillende. Absolute Obergrenze selbst für Gesunde ist eine Jodzufuhr von 500µg pro Tag.

Da seit Anfang der 90er Jahre Futtermittel mit Jod angereichert werden und mittlerweile auch die meisten Bäcker jodiertes Speisesalz verwenden sowie der größte Teil der Bevölkerung  Jodsalz verwendet, ist in Deutschland der Anteil derjenigen, die in ihrer Ernährung zu geringe Mengen Jod zu sich nehmen, stetig gesunken.

Da zahlreiche Lebensmittel Jod enthalten, ist es für Patienten mit autoimmun bedingten Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis schwierig geworden, in ihrer Ernährung Jod zu vermeiden. In unverpackter Ware muss die Verwendung von Jod  gar nicht  gekennzeichnet werden und bei verpackten Produkten muss in der Zutatenliste nur „jodiertes Speisesalz“ angegeben werden. Die genaue Menge ist nicht deklarationspflichtig. Jod kann sich deshalb in vielen Lebensmitteln verstecken. Milch, Brot, Käse, Wurst oder Eier können große Mengen dieses Spurenelementes enthalten.

Ob ein Mensch zu viel oder zu wenig Jod zu sich nimmt, hängt vor allen Dingen von seinem individuellen Essverhalten ab.

So sind z.B. Vegetarier einem Jodmangel eher ausgesetzt als Menschen, die sich regelmäßig mit Fleisch oder Milch ernähren. Raucher nehmen oft nicht genug Jod auf, da die Schadstoffe im Rauch die Jodaufnahme vermindern. Die individuelle Jodversorgung kann durch die Bestimmung der Jodausscheidung im Urin bestimmt werden.  

Das Dilemma ist, dass sowohl zu viel als auch zu wenig Jod Erkrankungen der Schilddrüse auslösen kann.

Bei Jodmangel kommt es zur  Schilddrüsenvergrößerung (Struma diffusa) oder zu Schilddrüsenknoten (Struma nodosa). Auf der anderen Seite aber kommt es bei Aufnahme von zu großen Mengen Jod zu Erkrankungen wie Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis.

In allen Ländern, in denen das Trinkwasser jodiert wird, kommt es zu höheren Erkrankungszahlen von  Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse. Als mögliche Ursache für Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis wird neben einer genetischen Disposition, Selenmangel, Virusinfektionen, Umwelteinflüssen wie zu viel Gluten oder Stress auch  eine vermehrte Jodaufnahme in Betracht gezogen. Möglicherweise fördert Jod in höherer Dosierung die Antigenpräsentation des Immunsystems sowie die Proliferation und funktionelle Aktivierung von Zellen, die die Immunprozesse verursachen.

Die Frage, ob Jod gut oder schlecht ist, kann für jeden Patienten nur individuell beantwortet werden.

Patienten mit einer Schilddrüsenvergrößerung (Struma diffusa) profitieren von Jod ebenso wie die Patienten mit Schilddrüsenknoten (Struma nodosa). Diese Patienten sollten Jodsalz verwenden, täglich Milch und Milchprodukte essen und zweimal pro Woche Seefisch verzehren. Sollten diese Ernährungsempfehlungen nicht einzuhalten sein, ist eine Nahrungsergänzung mit Jodtabletten zu empfehlen.

Eine völlig andere Ernährung ist notwendig, wenn entzündliche Komponenten im Sinne einer Autoimmunerkrankung wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow vorliegen.
Wir empfehlen diesen Patienten den Verzicht auf Jodsalz. Der Verzehr von Seefisch, Sushi, Milch und Milchprodukten sollte eingeschränkt werden. Mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel sollten gemieden werden.

 

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